Eine wahre Katastrophe radikalen Kitschs erwartet uns rein optisch mit dem neuen Morrigu-Sprössling. Photoshop hat schon so manches Desaster begünstigt. Morrigu hat sich aber in allen vier Vorgänger-Alben nie dermassen vergriffen. Einen Vorteil hat die Sache: Mit einem derart grässlichen Bild provoziert die Truppe heutzutage mehr, als mit ausgelutschtem Blut und umgedrehten Kreuzen. Lohnt sich diese ungewollte Provokation denn wenigstens musikalisch?

Mit dem paganen Doom Death Metal, den Morrigu ursprünglich verkörperte, hat das Neuwerk auf jeden Fall gar nichts mehr gemein. Hat sich der Weg in die Richtung des modernen Death Metal bereits mit "The Niobium Sky" abgezeichnet, driftet der Schweizer Trupp nun endgültig in andere Gefilde ab. Metalcore-Gesang, schnelle Wechsel, Breaks und Dudelmusik im Stile von In Flames und Killswitch Engage: so klingen Morrigu heute.

Objektiv betrachtet ist die Darbietung brillant. Technisch saust das Werk mit hohem Können durch die Boxen. Die Abmischung und das Klanggewand sind sattpoliert und modern. Die Liederstrukturen sind sehr durchdacht, haben einen guten Spannungsaufbau und sorgen für sehr viel Abwechslung. Auch wenn In Flames diese Musik-Ecke schon besser zelebriert hat: Objektiv ist "Before Light | After Dark" verdammt gut.

Subjektiv ist Morrigu aber mehr als nur einen Schritt zu weit gegangen. Dieses Album ist schlicht nicht nachvollziehbar und kann nicht unter dem gleichen Bandnamen veröffentlicht werden. Mit dem hochmodernen Anklang wirkt Morrigu wie ein Fähnchen im Wind, das zu Beginn des Jahrtausends dem Pagan-Trend hinterherlief und jetzt versucht zu spät auf den Metalcore-Mode-Zug aufzuspringen. Damit ist für mich Morrigu nicht nur wegen des optischen Desasters gestorben.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Ghost Sound Media

Veröffentlichung

1/2015

Format

CD

Land

Genre

Death Metal